Lieber ein Kerl mit Kanten als everybody’s darling
Als gefragter Markenbotschafter und Marketingexperte ist Andreas R. Schwarzenberg viel unterwegs und auf exklusiven Events quasi zuhause. Nie laut, nie aufdringlich, fällt er dennoch stets auf: durch bemerkenswert stilsichere Souveränität. Wir wollten von dem „Kerl & Gentleman“, wie er sich selbst in seiner Instagram-Biografie bezeichnet, wissen, was männlich guten Stil ausmacht.
Starnberger Seeleben: In deiner Instagram Biografie ergänzt du „Kerl & Gentleman“ mit den Begriffen „verdammt & vergöttert“, das heißt …?
Andreas R. Schwarzenberg: Das heißt, dass man eingeladen ist, sich vorzustellen, was das für ein Typ ist, dieser Schwarzenberg, der zwischen Himmel und Hölle angesiedelt ist. „Verdammt“ kann heißen: nicht everybody‘s darling, nicht perfekt, nicht ohne Fehler, während „vergöttert“ damit übersetzt werden kann, dass der Mann Qualitäten besitzt, die bewundert werden. Es ist ein kurzes, prägnantes Wortspiel, das meine Persönlichkeit selbstironisch beschreibt und auf die Dualität und Komplexität meiner Persönlichkeit anspielt.
Starnberger Seeleben: Kann Männlichkeit in unserer gender-woken Welt überhaupt noch überleben und hat das „Konzept Gentleman“ noch Platz darin?
Andreas R. Schwarzenberg: Sicher und notwendig. Gerade in einer Welt, die sich für Vielfalt und Inklusion öffnet, brauchen wir Kernkonzepte mit Substanz. Die Essenz der Männlichkeit und das Konzept des Gentlemans gehören ganz klar dazu. Letzteres hat definitiv seinen Platz in der heutigen Welt, da es um Respekt, Höflichkeit und Anstand geht, das ist unabhängig von Gender-Diskussionen. Es geht darum, wie man sich anderen gegenüber verhält und wie man seine Werte ausdrückt und lebt.
Starnberger Seeleben: Erstaunlicherweise scheinst du dich in jedem Umfeld und in allen Kleidungsformaten gleichermaßen wohlzufühlen, ob auf Galadinner oder in wilder Natur, ob Business, casual, lässig oder elegant. Täuscht das oder woran liegt’s?
links: All time classic und immer ein Fashion-Statement: Weißes T-Shirt, Jeans, schwarzes Leder, Foto: Sabine Volpert | @sasaphotoart
rechts: All time favourite: lässiger Trenchcoat von Handstich, Style und Komfort kombiniert in Darkblue, Foto: Markus Fischer
Andreas R. Schwarzenberg: Das Geheimnis liegt im Verhältnis von innen und außen. Wahre Eleganz und Stil kommen von innen. Ist drin niemand zuhause, kann die Fassade trotzdem schön sein, aber das Licht bleibt aus. Es spielt keine Rolle, ob ich mich bei einem Galadinner oder in der wilden Natur befinde. In mir trage ich immer meine innere Überzeugung und Selbstsicherheit.
Starnberger Seeleben: Was ist unter Stilaspekten wichtiger: was man trägt oder wie man’s trägt?
Andreas R. Schwarzenberg: Wie man etwas trägt, ist definitiv wichtiger als das, was man trägt. Beziehungsweise: Was man trägt, wird beeinflusst davon, wie man es trägt. Nicht der Anzug macht den Mann, sondern der Mann den Anzug. Der edelste Zwirn kann blass werden, wenn eine blasse Persönlichkeit ihn trägt, das lässigste Holzfällerhemd zur Verkleidung, wenn ein Bürohengst plötzlich zum Naturburschen mutieren will. Stil ist eine Art, sich auszudrücken und Persönlichkeit zu zeigen. Selbst das einfachste Outfit kann mit der richtigen Haltung und Ausstrahlung zu einem Statement werden.
Starnberger Seeleben: Als Markenbotschafter bist du eng mit den Brands verknüpft, die du nach außen repräsentierst, wie groß ist die Kongruenz der Markenwerte mit deinen Wertevorstellungen?
Andreas R. Schwarzenberg: Die Kongruenz der Markenwerte mit meinen persönlichen Wertevorstellungen ist von entscheidender Bedeutung. Nur wenn wir übereinstimmen, kann ich mich authentisch mit einer Marke identifizieren und sie unterstützen. Umgekehrt weiß jeder: wenn der Schwarzenberg mit einer Marke kooperiert, dann hat die Substanz. Für mich ist es wichtig, dass eine Marke Werte wie Qualität, Stil, Nachhaltigkeit und Innovation verkörpert.
Starnberger Seeleben: Du hast auf Instagram deutlich über 100.000 Follower, als Gentleman gefragt: wie definierst du Social Media-Etikette und worauf achtest du in dieser Hinsicht bei deiner Accountpflege?
Andreas R. Schwarzenberg: Unter dem Aspekt Gentleman ist Social-Media-Etikette für mich von großer Bedeutung. Ich achte darauf, stets respektvoll und höflich zu kommunizieren, keine persönlichen Grenzen zu überschreiten und mich auf Inhalte zu konzentrieren, die meinen Werten entsprechen. Zu meiner Accountpflege gehört darum eine sorgfältige Auswahl von Inhalten, die zu meinem Image passen und meine Online-Präsenz positiv gestalten.
Starnberger Seeleben: … und als Marketingexperte gefragt: was sind Grundregeln des Stils, die Brands trotz aller Jagd nach Likes, beachten sollten?
Andreas R. Schwarzenberg: Trotz des ständigen Drucks, Likes und Aufmerksamkeit immer weiter zu steigern, sollten Marken die Grundregeln guten Stils nicht vernachlässigen. Denn darin liegt die Gefahr, die Markenbasis zu verlassen und auf einen Kipppunkt zuzusteuern. Guter Stil heißt vor allem: Authentizität, Konsistenz und die Fähigkeit, eine emotionale Verbindung zur Zielgruppe, den Markenfreunden, aufzubauen. Es geht um weit mehr, als darum, nur Trends zu folgen. Es geht um Marken-Identität, die über die Oberfläche hinausgeht, um Inhalte, Werte und Beziehungspflege. Um langfristige Bindungen.
Starnberger Seeleben: Und noch eine Etikette-Frage: Welches Dos und Dont’s sieht du beim Einsatz von KI in der Markenkommunikation?
Andreas R. Schwarzenberg: Bei der Nutzung von KI in der Markenkommunikation ist es wichtig, dosiert vorzugehen und sicherzustellen, dass die Technologie die Markenstimme und -werte unterstützt, anstatt sie bloß zu paraphrasieren. Dos sind sensibles Briefing und eine sorgfältige Integration von KI, um personalisierte Inhalte bereitzustellen und Kundeninteraktionen zu verbessern, während zu den Dont’s übermäßiger Einsatz von automatisierten Antworten und Missachtung authentischer Kommunikation ohne menschliches Eingreifen gehören. Das gefährdet die Authentizität und Kraft der Marke.
Starnberger Seeleben: Last but not least: Fashion-, Stilregeln und Trends für Männer in der Sommersaison 2024 sind …?
Andreas R. Schwarzenberg: Für die Sommersaison 2024 sind zeitlose Klassiker im Trend. Leichte Stoffe, helle Farben und florale Muster geben jedem Look eine frische Note. Wichtig dabei: unbedingt auf Qualität und Passform achten, denn wahre Eleganz liegt im Detail. Im Übrigen sollte ein Gentleman stets seinen eigenen Stil pflegen und sich nicht zu sehr von kurzlebigen Trends beeinflussen lassen.
Vielen Dank Susanne Renner für das Interview
📸: Sabine Volpert & Markus Fischer & Klaus Meschenmoser
Quelle: Starnberger Seeleben